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Newsletter Februar 2025

1,5 Grad sind überschritten – und 2,0 Grad in Sicht

In 2023 war die globale Erwärmung knapp 1,5 oC. In 2024 hat sie 1,6 oC erreicht, obwohl es kein „El Niño“-Jahr war. Zudem sind die weltweiten CO2-Emis­sionen in 2024 nicht zurückgegangen, sondern weiter gestiegen. Damit ist die Ambition des Pariser Klimavertrags nicht umgesetzt worden, die Klima­erwär­mung auf 1,5 oC zu begrenzen. Und um unter 2,0 oC globaler Erwärmung zu bleiben, ist es „5 vor 12“.

Turbo auf 100% Erneuerbare – Maßnahmen und Machbarkeit

Um unter 2,0 oC zu bleiben, ist jetzt der Turbo auf 100% Erneuerbare mit den unten beschriebenen Maßnahmen erforderlich. Das mag im aktuellen politischen Umfeld unre­alistisch klingen. Aber die kursiv ergänzten Beispiele zeigen: es ist in Reichweite:

  • Vollständiger Investitions-Stopp in neue Erzeugung (fördern), Ver­te­ilung (Pipe­lines) und Nutzung (Motoren, Heizungen) fossiler Energien. Weltweit wurden 2024 gut 2 Billionen USD in Erneuerbare investiert und nur etwa 1 Billion USD in fossile Energien. Den Anteil Erneuerbarer an Energieinvestitionen von aktuell 2/3 auf 3/3 zu erhöhen, ist ein überschaubarer Schritt.
  • Die Investition in erneuerbare Energien noch rentabler und leichter machen sowie entschlossen skalieren. Seit 2000 sind die CO2-Emissionen in der EU um 30% und USA um 20% Wenn wir die glo­bale Zubaurate 2022 auf 2023 von Wind- und PV-Kapazität um nur 50% steigern, wird in 12 Jahren so viel erneuerbare Primär­energie erzeugt, wie nach Umstellung auf Elektroautos und Wärmepumpen in etwa 12 Jahren benötigt wird.

 

Der dazu notwendige politische Wille und eine breite gesellschaftliche Akzeptanz setzen voraus, dass die Transformation:

  • wirtschaftlich und einfach für viele ist. Das mobilisiert breite Akzeptanz sowie erheb­liches privates Kapital für die Transformation. Dass untere Einkommen nicht zusät­zlich belastet werden, sichern Zuschüsse und Ausgleichszahlungen zusätzlich ab. Die neue „Roadmap CO2-neutrales Deutschland“ der EWG zeigt, dass auch für das im glo­balen Vergleich wenig sonnigen und nicht besonders windreichen Deutschland bis 2035 100% Erneuerbare erreichbar ist: für Bürger und Wirtschaft ren­ta­bel, sozial ausgewogen sowie haushaltsneutral. Zudem steigt das BIP um 100 Mrd. € pro Jahr oder 2,5%. Wir sind überzeugt, dass sich ähnlich wirt­schaft­lich attraktive und fak­ten­ba­sierte Pfade für die meisten G20-Länder erarbeiten und umsetzen lassen.
  • mit Geboten zum Energie- und Aggregatwechsel abgesichert ist. Das Verbrenner-Aus 2035 ist in der EU und Großbritannien Beschlusslage. In Deutschland sind fossile Heizungen ab einem Mindestalter auszutauschen.   
  • In Zusammenarbeit mit China gestaltet wird, das zugleich der mit Abstand größ­te Emi­ttent und führend bei Know-How und Produktionskapazitäten in vielen Clean Tech Branchen ist. Genauso erforderlich ist Wahrung und entschiedener Ausbau der Clean Tech industriellen Basis in den übrigen G20. IRA in den USA und die neuesten Festlegungen der EU zu Clean Tech Vergaben, zeigen Pfade zum Aufbau der eigenen industriellen Clean Tech Basis auf. Die in den 90er Jahren vereinbarte atomare Abrüstung zeigt, dass auch globale Rivalen im gemeinsamen Interesse zusammenarbeiten können.

Auch wenn 2,0 oC nicht eingehalten werden: jede dennoch nicht emittierte Tonne CO2, und jede vermiedene 0,1 oC Erderwärmung senken mensch­­li­ches Leid und wirt­schaft­liche Belas­tung, stärken gesellschaftlichen Zusam­men­halt und nationale Sicherheit.

Die Energy Watch Group wird 2025 zur Verbreitung und Ausgestaltung dieser Agenda auf nationaler und internationaler Ebene beitragen.

 

Wie kann die Klimabewegung hierzu beitragen?

Der langsame Fortschritt bei den Klimakonferenzen und deren Umsetzung, die sin­ken­de politisch-mediale Priorität von Klimaschutz vs. wirt­schaftlicher Ziele in der EU und Trumps Präsidentschaft haben die Klimabewegung tief verunsichert.

Aufgabe der Klimabewegung ist es nun,

  • auch mit heutigen wirtschaftlichen und anderen Eigeninteressen zu argu­men­tieren, um mehr Bürger, Medien und Entscheider besser zu erreichen und dabei die oft falschen wirtschaftlichen Argumente gegen Klima­schutz wirksam zu entkräften.
  • dabei in den offenen Dialog mit allen relevanten Stakeholder-Gruppen zu gehen – auch und gerade außerhalb der Klimabewegung. Dabei wird es wichtig sein, reale Hemmnisse anzuerkennen und praxistaugliche Lösungen dazu zu erarbeiten.

Die Energy Watch Group wird 2025 die Klimabewegung dabei unterstützen.

 

Absenkung der Erderwärmung um 1,0°C

Um die Erderwärmung von heute 1,6°C um etwa 1°C wieder ab­zu­senken, muss die Konzentration der Klimagase von heute 425 ppm CO2 wieder unter die planetarische von 350 ppm gesenkt werden. Mind. 600 Milliarden Tonnen (Gigatonnen) CO2 müssen daher wieder aus der Atmosphäre entfernt werden.

Die derzeit diskutierten Lösungen sind vor allem:

  • Die technische Lösung, Direct Air Capture and Storage (DACS).
  • Landbasierte biologische Lösungen, z.B. Wiedervernässung von Mooren, Humus­­aufbau auf landwirtschaftlichen Böden, Aufforstung im Inland oder Mangro­ven, Begrünungen arider Räume.
  • Gezielter Anbau und Ernten von Makroalgen.

Die Energy Watch Group wird diese Optionen 2025 vertiefen.

Photocredit: Christel at Pixabay.