Die 1,5 °C-Marke ist dauerhaft überschritten – Fossile Investitionen jetzt beenden!

Liebe Leser*innen,

unsere neue Studie zeigt alarmierend deutlich: Die globale Erwärmung liegt seit 2024 dauerhaft über 1,5 °C. Damit ist das „Restbudget“ an Treibhausgasemissionen zur Einhaltung dieses Ziels faktisch null. Ein „Weiter so“ führt voraussichtlich bis 2032 zu einer dauerhaften Erwärmung von 2,0 °C – mit gravierenden Folgen für Mensch und Wirtschaft.

Diese zentralen Erkenntnisse haben heute bereits nationale Aufmerksamkeit erlangt: Der Tagesspiegel Background berichtet ausführlich über unsere Studie und deren politische Relevanz.

Kernaussagen der Studie

  • Klimaneutralität weltweit bis spätestens 2038 notwendig, um die Erwärmung auf 2,0–2,5 °C zu begrenzen.
  • Für Deutschland bedeutet das: Sofortiger Stopp aller fossilen Investitionen – vom Bau neuer Gas- und Kohlekraftwerke über Verbrennerfahrzeuge bis zu fossilen Heizsystemen.
  • Dies Umsteuern lohnt sich: es erzeugt einen Konjunkturschub von jährlich 100 Mrd. € und stärkt die deutsche Industrie im internationalen Wettbewerb.
  • Nicht zu handeln, kostet deutlich mehr: 0,5 °C zusätzliche Erwärmung reduzieren das globale Bruttosozialprodukt um 11 %. Für Deutschland entspricht das einem Wohlstandsverlust von 420 Mrd. € jährlich bzw. 11.000 € pro Haushalt.
  • Die Technologien zur Transformation sind verfügbar: Windkraft, Photovoltaik, grüner Wasserstoff, Biogas, Wärmepumpen und E-Fahrzeuge sind wirtschaftlich konkurrenzfähig und einsatzbereit.

Unsere Botschaft an die Politik

  • Kommunizieren Sie offen: Die 1,5 °C-Grenze ist überschritten, 2,0 °C drohen in naher Zukunft.
  • Beenden Sie fossile Investitionen sofort und ersetzen Sie sie konsequent durch erneuerbare Technologien.
  • Planen Sie aktiv CO-Entnahmen in großem Maßstab, um zumindest in den folgenden Jahrzehnten die Temperatur auch wieder zu senken.

Die vollständige Studie kann hier eingesehen werden.
Den Artikel im Tagesspiegel Background finden Sie hier.

Mit dieser Analyse legen wir eine faktenbasierte, aber entschlossene Handlungs­grundlage vor. Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen.

Herzliche Grüße,
Das Team der Energy Watch Group

Photocredit: PublicDomainPictures auf pixabay

Umstellung von Kohle und Erdöl auf Erdgas erhöht Treibhauseffekt des Energieverbrauchs um rund 40%

Berlin (17. September 2019) -Die Bundesregierung plant am Freitag ihre Klimaschutzstrategie zu verabschieden.Vor diesem Hintergrund legte die Energy Watch Group am Montag die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Zukunftstauglichkeit von Erdgas vor, das von der Bundesregierung häufig als Beitrag zum Klimaschutz bezeichnet wird. Das zentrale Ergebnis entlarvt dieses vielfach verbreitete Bild von Erdgas als klimaschonende Brückentechnologie: Durch alarmierende Methanemissionen erhöht die Umstellung von Kohleverstromung und Ölheizung auf Erdgas den Treibhauseffekt der Energieversorgung um rund 40%. Somit leistet Erdgas entgegen der von weiten Teilen der Öffentlichkeit vermittelten Darstellung keinen Beitrag zum Klimaschutz, sondern verursacht stattdessen eine zusätzliche Beschleunigung des Klimawandels.

Die Studie des unabhängigen Berliner Think-and-Do-Tanks berechnet erstmalig die Klimawirkung einer fossil-fossilen Substitution durch Erdgas auf Basis der neuesten Forschung zu den Methan- und Kohlendioxidemissionen der gesamten Lieferkette. Zudem wurde die Klimawirkung hinsichtlich des für potenzielle Klima-Kipppunkte relevanten 20-Jahres Horizonts ausgewertet. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eventuelle CO2-Einsparungen durch die hohen Methanemissionen von Erdgas bei weitem überkompensiert werden, sodass eine Umstellung von Kohle und Erdöl im Strom-, Wärme-, und Verkehrssektor auf Erdgas die höchst negative Klimawirkung von Kohle und Erdöl sogar noch deutlich übertrifft.

„Die Studie bestätigt, dass die Förderung des höchst klimaschädlichen Erdgases den Klimawandel weiter verschärft“, erklärte Hans-Josef Fell, ehemaliger Abgeordneter des Deutschen Bundestages und Präsident der Energy Watch Group. Fell, der als Autor an der Studie beteiligt war, fordert ein Umdenken in der aktuellen politischen Debatte um die Zukunft des Energiesektors. „Der Plan der CDU, allen voran der Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer, eine Abwrackprämie für Ölheizungen, aber nicht auch für Erdgasheizungen einzuführen, dient weder dem Klimaschutz noch den Verbraucher*Innen. Abwrackprämien muss es für Erdöl-, Erdgas- und Kohleheizungen geben.“

„Wir haben jüngst aufgedeckt, dass sich die jährlichen Subventionen für klimaschädliches Erdgas in Deutschland in 2017 auf enorme 1,4 Mrd. Euro beliefen.“, kommentierte Uwe Nestle, Geschäftsführer des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). Bestehende und neue Subventionen in fossile Energien seien aber kontraproduktiv zur Erfüllung der Pariser Klimaziele. „Investitionen in die erneuerbaren Energien hätten dagegen umgehend und dauerhaft einen sehr positiven Effekt auf das Klima.“, so Nestle.Was hieraus folgt ist für Dr. Thure Traber, Mitautor und leitender Wissenschaftler der EWG, eindeutig: „Wenn die Klimaziele auf deutscher und internationaler Ebene wirklich erreicht werden sollen, dann ist es für Investitionen in Erdgas schlichtweg unmöglich sich zu amortisieren. Was bleiben wird sind Stranded Investments in Milliardenhöhe.“

Was genau die Politik tun muss, um ein zukunftsfähiges Energiesystem aufzubauen, ist für die Studienautoren eindeutig: Eine sofortige Abschaffung aller Subventionen für fossile Energieträger und eine flächendeckende Einführung emissionsfreier, erneuerbarer Technologien, dabei kann durchaus auch die bereits vorhandene Erdgas-Infrastruktur für klimafreundliches Biogas und grüne Gase wie Wasserstoff aus Ökostrom verwendet werden. Da ein weltweiter Umstieg des Energiesystems auf 100% erneuerbare Energien 55% der globalen Treibhausgasemissionen einsparen würde muss diese Maßnahme im Zentrum aller Klimaschutzbemühungen stehen. Die vorliegende Studie zeigt eindrucksvoll, dass für eine verantwortlich betriebene Politik fossile Energien keine Rolle spielen dürfen, auch nicht das fälschlicherweise als klimafreundliche Brückentechnologie bezeichnete Erdgas.

Die Studie ist hier online frei verfügbar.

Pressekontakt: Charlotte Hornung / +49 30 609898815 / hornung(a)energywatchgroup.org

 

Über die Energy Watch Group

Die Energy Watch Group (EWG) ist ein unabhängiges, gemeinnütziges, überparteiliches globales Netzwerk von Wissenschaftler*innen und Parlamentarier*innen. Die EWG erstellt Forschungen und veröffentlicht unabhängige Studien und Analysen über die globale Energieentwicklung. Ziel der EWG ist es, der Energiepolitik objektive Informationen zu verschaffen.