IEAs Erneuerbare Energien Projektionen: Alter Wein in neuen Schläuchen
Obgleich die internationale Energieagentur (IEA) ihre Projektionen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien etwas angehoben hat, wird das Wachstum von Wind- und Solarenergie im neuesten Bericht der IEA immer noch stark unterschätzt. Das hat eine Analyse der Energy Watch Group ergeben.
28. Oktober 2016, Berlin – Die IEA hat in ihrem Medium-Term Renewable Energy Market Report 2016 das Wachstum von erneuerbaren Energiequellen erneut unterschätzt, laut der Analyse der Energy Watch Group. Die Projektionen für die Kapazitäten von erneuerbaren Energien sind zwar im Vergleich zum Vorjahr um 13% angehoben worden – doch die neuen Werte für die Zeitspanne bis 2021 legen nahe, dass Wind- und Solarenergien in den Jahren 2015, beziehungsweise 2016, ihren Höchststand erreichen sollen, und danach nicht weiter wachsen sollen.
“Die IEA spielt ein gefährliches Spiel in dem sie in ihren Projektionen irreführende Annahmen benutzt.Obwohl Solar-und Windenergie in vielen Teilen der Welt jetzt schon die kostengünstigsten Energiequellen sind, geht die IEA immer noch davon aus, dass deren jährliche Installationen in den kommenden fünf Jahren im Vergleich zu dem schon erreichten Niveau von 2015 und 2016 nicht wachsen soll,” sagt Christian Breyer, Professor für Solarökonomie an der Lappeenranta University of Technology in Finnland und Chairman des wissenschaftlichen Beirats der EWG.
Die Analyse der EWG zeigt auch, dass die Annahmen für Investitionskosten der IEA für PV in den großen Märkten für 2016 mindestens 20% über dem tatsächlichen Wertliegen. Der Preis für PV-Kraftwerke in Indien liegt momentan bei etwa 750 USD/kWp.Unterdessen erklärt der IEA Bericht, dass Preise in den führenden Märkten (China und Deutschland) nicht unter 1150-1300 USD/kWp sein sollten, obgleich diese in Realität jetzt schon 35-40% darunter liegen. Die Kosten der globalen gewichteten durchschnittlichen PV-Stromerzeugung, die von der IEA für 2021 prognostiziert wurden, entsprechen den heutigen Kosten. Das bedeutet, dass die IEA aktuell stattfindende Kostenreduktionen von 5-10% pro Jahr ignoriert.
Der IEA zufolge werden PV-Anlagen zwischen 2016 und 2021 für 85 GW mehr Kapazität im asiatisch-pazifischen Raum sorgen.Unterdessen plant aber allein Indien schon etwa 90 GW im gleichen Zeitraum zu schaffen (100 GW bis 2022), und der indische Energieminister gab im Frühjahr 2016 an, dass neue Photovoltaikanlagen die kostengünstigste Stromquelle seien – günstiger auch als neue Kohlekraftwerke. „Uns würde interessieren, warum die IEA annimmt, dass dieses Ziel von Indien nicht erreicht werden wird.Wir haben dazu im Bericht keine stichhaltigen Gründe finden können“, so Breyer.
Die IEA prognostiziert außerdem fehlendes Wachstum im jährlichen Verkauf von Elektroautos nach 2020.Führenden Marktbeobachtern, wie zum Beispiel Bloomberg New Energy Finance, zufolge, zeigt der tatsächliche Trend aber, dass diese noch vor 2025 billiger sein werden als herkömmliche Fahrzeuge.
„Über die letzten 10 Jahre hat die IEA immer wieder irreführende Projektionen für PV und Windenergie, sowie E-Mobilität gemacht, wobei die drastischen Preissenkungen in diesen Sektoren ignoriert wurden.Dies scheint ein Versuch zu sein, die unter ökonomischem Druck befindlichen fossilen Geschäfte noch eine Weile zu schützen“, erklärt Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group und ehemaliges Mitglied des deutschen Bundestages. „Wir rufen die IEA dazu auf, ihre Annahmen zu überarbeiten und im kommenden World Energy Outlook endlich realistische Prognosen zu machen“.
2015 hatte die EWG zusammen mit der Lappeenranta Universität in einer Reihe von Studien bewiesen, dass die IEA in ihrem World Energy Outlook (WEO) zwischen 1994 und 2015 anhaltend irreführende Projektionen zu Solar- und Windenergie veröffentlicht hat. Der WEO hat erheblichen Einfluss auf energiebezogene politische und wirtschaftliche Entscheidungen von Regierungen weltweit. Die Energy Watch Group wird den am 16. Oktober erscheinenden Bericht bewerten.